Spezialisierung

„Kletter-Arzt“ Prof. Christoph Lutter und Dr. Markus Zuber sprechen über Spezialisierung und warum sie bei ihrer Arbeit unerlässlich ist.

Redaktion Markus Gutberlet

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Spezialisierung

Professor Christoph Lutter im Gespräch mit Dr. Markus Zuber

leitwolf: Herr Prof. Lutter, wann begann Ihre Leidenschaft fürs Klettern?

Prof. Christoph Lutter: Die begann, als ich mit meinen Eltern ins Altmühltal gezogen bin. Die Wände des Frankenjura sah man vor der Haustür. Die Nachbarskinder und ihre Eltern waren Kletterer und haben mich sofort „angesteckt“. Das hat mich seither nie mehr losgelassen. Nach Rostock bin ich erst gewechselt, nachdem ich gesehen habe, wie hervorragend hier die Trainingsmöglichkeiten sind. Denn zum echten Fels ist es natürlich weit.

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Prof. Dr. Christoph Lutter, Leiter Sektion Sportorthopädie, Kinderorthopädie und Technische Orthopädie, Leiter Klinisches Studienbüro, Universitätsmedizin Rostock.

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Dr. Markus Zuber, Partner und CSO bei Lupus alpha.

leitwolf: Herr Dr. Zuber, neben Ihren beruflichen haben Sie ebenfalls sportliche Leidenschaften. Welche?

Dr. Markus Zuber: Für einen gebürtigen Frankfurter bin ich schon recht früh und oft mit Schnee und Skifahren in Berührung gekommen. Heute bin ich auch besonders gern auf Skitouren unterwegs. Das ist allerdings eine jüngere Entwicklung. Denn die Basis für die erforderliche Ausdauer habe ich beim Triathlon gelegt – meiner zweiten sportlichen Leidenschaft seit mehr als zehn Jahren. Meiner beruflichen Leidenschaft gehe ich sogar noch länger nach: Seit fast 20 Jahren bin ich bei Lupus alpha tätig. Vom Sales Support zum heutigen Chief Sales Officer – als „Eigengewächs“ kenne ich Lupus alpha sehr gut.

„Operateure müssen auf gewisse Eingriffe spezialisiert sein. Nur so können sie diese auf Spitzenniveau durchführen.“
Prof. Dr. Christoph Lutter

leitwolf: Klettern als Sportart ist heute sehr vielfältig. Können Sie uns einen „Schnelldurchlauf“ geben?

Christoph Lutter: Schon seit mehr als 100 Jahren sind die Menschen von Bergen fasziniert und haben versucht, sie auf immer schwierigeren Routen zu besteigen. Dieses alpine Klettern als Ursprung ist heute sehr ausdifferenziert – von langen Bergtouren mit anspruchsvollen Kletterpassagen über die Bewältigung spektakulärer Wände bis hin zum Eisklettern. Daneben gibt es das Sportklettern, das sehr viele Menschen inzwischen kennen, seit es olympisch ist. Hier hat sich neben dem Seil- und Speedklettern besonders das Bouldern etabliert. Ursprünglich als Trainingsform gedacht, ist Bouldern heute auch ein Massenphänomen im Breitensport.

leitwolf: So ausdifferenziert die Kletterarten sind, so unterschiedlich sind vermutlich auch die Verletzungen …

Christoph Lutter: Aus medizinischer Sicht werden kletterspezifische Verletzungen seit den frühen 90er-Jahren verstärkt beobachtet. Wenn man die externen Risiken im alpinen Gelände ausklammert, dominieren hier Verletzungen der oberen Extremitäten – Finger, Hand, Ellbogen und Schulter. Die Boulderwelle hat noch zu einem Shift beigetragen. Es kamen sturzspezifische Verletzungen hinzu.

leitwolf: Zur besseren Diagnose und Therapie, aber auch zur Prävention sind belastbare Daten erforderlich. Wie sammeln Sie diese?

Christoph Lutter: Wir haben 2017 eine Datenbank begonnen, in der mittlerweile knapp 4.500 klettersportspezifische Verletzungen aufgenommen wurden. Die Daten helfen uns, die Wirksamkeit von Therapien und insbesondere auch von Präventionsmaßnahmen zu überprüfen. Im Kletterleistungssport gilt es vor allem, Überlastungsschäden zu vermeiden. Beim Breitensport in der Halle spielt die Aufklärung über die Risiken die herausragende Rolle.

leitwolf: Herr Dr. Zuber, Daten bedeuten auch in Ihrem Arbeitsfeld einen Wissensvorsprung und damit die Möglichkeit, Mehrwert im Sinne von Alpha für Investoren zu schaffen. Als Multi-Spezialist muss Lupus alpha allerdings ganz unterschiedliche Daten pflegen – oder?

Markus Zuber: Ja, die Investmentansätze sind je nach Spezialisierung unterschiedlich und damit auch die benötigten Daten. Unser Small & Mid Caps-Team, eines der größten in Europa, sammelt vor allem Unternehmensdaten. Das Team für Derivative Solutions verfügt über eine proprietäre Datenbank, die vermutlich die größte am Finanzplatz Frankfurt ist. Täglich fließen da über eine Million Daten zu Finanzinstrumenten hinein. Sie ist die Basis für unsere Wertsicherungs-, Overlay- und Volatilitätsstrategien. Mehr auf die Kreditseite schaut unser Team für Wandelanleihen. Das CLO-Team wiederum arbeitet mit Daten, die den Durchblick bis hinunter auf einzelne Loans in den CLO-Portfolios erlauben.

leitwolf: Was können Spezialisten besser als Universalisten?

Christoph Lutter: Ich mache das einmal am Beispiel einer Ringbandverletzung am Finger deutlich. Die ist im Röntgen und MRT für Kolleginnen und Kollegen oft nicht zu erkennen – sie raten dann einfach zur Schonung. Es ist aber eine schwerwiegende und im Klettersport häufige Verletzung, die nach einer gezielten Therapie verlangt. Wer sie einmal gesehen hat und weiß, worauf zu achten ist, kann sie selbst im Ultraschall schnell erkennen.

Markus Zuber: Sehe ich auch für das Asset-Management ähnlich. Ich verwende oft ein Beispiel aus dem Sport: Als Triathlet kann ich auch schwimmen. Im Wasser bin ich aber chancenlos gegenüber meinem Sohn, der Schwimm-Spezialist ist. Alpha für Investoren zu erzielen, ist immer auch ein Wettbewerb mit anderen Marktteilnehmern. Ohne eine entsprechende Spezialisierung können Sie bei der Performance nicht mithalten.

leitwolf: Analysen und Diagnosen müssen aber auch praktisch umgesetzt werden. Was leisten Sie als Spezialisten hier mehr als Universalisten?

Markus Zuber: Bei uns reicht die Spezialisierung bis zum eigenen Trading-Desk. Denn in unseren Strategien wird zum Teil in Märkten mit enger Liquidität gehandelt oder mit sehr spezifischen, mitunter schwer zugänglichen Wertpapieren. Da braucht es auch am Desk Spezialisten.

Christoph Lutter: Gerade bei der Therapie von Leistungssportlern gibt es spezifische Anforderungen, die man kennen muss. Viel wichtiger als bei „Otto Normalverbrauchern“ ist es, den „Return-to-Sport“ zu planen. Es geht darum, ohne Rückschläge schnell wieder wettkampffähig zu werden.

„Ohne eine entsprechende Spezialisierung können Sie bei der Performance nicht mithalten.“
Dr. Markus Zuber

leitwolf: Wie wichtig ist dabei die Zusammenarbeit im Team?

Christoph Lutter: Wir arbeiten für die Kletterer in einem Team von Fachleuten aus Medizin, Physiotherapie und Psychologie Hand in Hand zusammen. So entsteht ein engmaschiges Betreuungsnetz für die Athletinnen und Athleten.

Markus Zuber: Wir haben auch im Client-Relationship-Team echte Spezialisierungen herausgebildet. Denn auch bei uns bedeutet enge Zusammenarbeit zum Beispiel mit Kunden aus dem Banken- und Versicherungsbereich, deren spezifische regulatorische Anforderungen genau zu kennen. Nur so werden wir als adäquater Gesprächspartner wahrgenommen und deswegen ist auch diese Art der Spezialisierung für uns extrem wichtig.

leitwolf: Welcher Aspekt von Spezialisierung ist für Sie am allerwichtigsten?

Christoph Lutter: Das Portfolio an Operatonsmethoden in der Orthopädie ist heute so breit, dass Operateure ganz spezifisch auf gewisse Eingriffe spezialisiert sein müssen. Nur so können sie diese auf dem absoluten Spitzenniveau durchführen.

Markus Zuber: Im Asset-Management kommt es letztlich immer auf gute Performance an. Und dafür ist echte Spezialisierung unerlässlich.

leitwolf: Vielen Dank für das Gespräch!

Christoph Lutter hat eine Professur für Prävention im Bewegungsapparat und Sportorthopädie inne. Sein Team von der Universitätsmedizin Rostock übernimmt in Kooperation mit dem Deutschen Alpenverein die sportmedizinische Betreuung von Athletinnen und Athleten aus der Kletterelite der Olympia-, Bundes-, Perspektiv- und Nachwuchskader sowie dem paralympischen Kader.

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