25 Jahre Lupus alpha
Performance
Prof. Ingolf Turban und Alexander Raviol im Gespräch über die Voraussetzungen für eine optimale Performance in der Musik- und Finanzwelt.
Redaktion Kathrin Lochmüller
Performance
Prof. Ingolf Turban im Gespräch mit Alexander Raviol
leitwolf: Herr Professor Turban, Sie sind erfolgreicher Solo-Violinist und unterrichten an der Hochschule für Musik und Theater in München. Was treibt Sie an?
Prof. Ingolf Turban: Ich denke, es ist eine Frage, wie viel Musikleidenschaft man im Herzen trägt. Die Impulskraft der Musik kann Berge versetzen. Auch ich war mal ein junger Studierender und habe mich gefragt: Schaffe ich wohl meine Ziele? Aber der Impuls der Musik war dann doch immer ein bisschen stärker als der Zweifel. Und dieses Ein-bisschen-mehr-Impuls-als-Zweifel hat mich wachsen lassen.

Alexander Raviol, Partner und CIO Derivative Solutions bei Lupus alpha.

Ingolf Turban, Violinist und Professor an der Hochschule für Musik und Theater in München.
leitwolf: Ein Geiger hat ja ein ganz besonderes Verhältnis zu seinem Instrument. Sie spielen gleich drei Geigen. Was hat es damit auf sich?
Ingolf Turban: Ich spiele eine Antonio Stradivarius von 1721 – über 300 Jahre klangliche Erfahrung in einem Instrument. Allerdings in der Handhabung, aber auch im Hinblick auf Zölle, Kulturgutschutzgesetz etc. nicht immer ganz unkompliziert. Dann hatte ich das Glück, mit Martin Schleske einen Geigenbauer zu treffen, der im Jahr 2009 nach meinen tonlichen Vorlieben eine herrliche, neue Geige für mich gebaut hat, die weniger Komplikationen mit sich brachte. Und im Jahr 2024 habe ich mich dann noch mal „verliebt“, und zwar in eine Geige, die aus einem ca. 50.000 Jahre alten Kauri-Holz gefertigt wurde. Diese Geige vereinigt die Vorzüge einer Neubaugeige, wie Stabilität, mit dem besonderen Klang eines uralten Holzes. Das ist bisher völlig einmalig.
Alexander Raviol
leitwolf: Herr Raviol, welche Rolle spielt bei Ihnen die Musik und insbesondere die Geige?
Alexander Raviol: Meine Frau ist Cellistin und meine Tochter studiert gerade Geige. Ein guter Freund von mir ist zudem Geigenbauer. Insofern kann ich die Begeisterung von Professor Turban für die unterschiedlichen Klangfarben und Möglichkeiten einer alten und neuen Geige sehr gut nachvollziehen. Auch aus meiner Sicht als Physiker ist das Thema sehr spannend, denn es ist physikalisch bei Weitem noch nicht erforscht, warum was wie klingt.
leitwolf: Wie kommt man als Physiker zum Kapitalmarkt bzw. zu einem spezialisierten Asset Manager wie Lupus alpha?
Alexander Raviol: Ich habe mich schon früh für die Kapitalmärkte interessiert, vor allem für die quantitative Seite. Vieles, was an den Märkten passiert, lässt sich mit der Physik beschreiben, die ja am Ende nichts anderes als angewandte Mathematik ist. In den Strategien, die ich heute bei Lupus alpha verantworte, setzen wir verschiedene Derivate ein, dafür ist ein grundlegendes physikalisches Verständnis sehr hilfreich! Die Formeln, die den Derivaten zugrunde liegen, sind beispielsweise denen sehr ähnlich, die man in der Physik zur Modellierung der Luftbewegung einsetzt.
leitwolf: Kommen wir zum Thema Performance. Was ist aus Ihrer Sicht eine gute Performance?
Ingolf Turban: Auf meine Tätigkeit als Geiger bezogen, würde ich Performance übersetzen mit Echtheit, mit der Art, bei sich selbst zu sein, sich dabei aber nicht selbst, sondern das musikalische Werk in den Vordergrund zu stellen. Und wenn dieses Werk dann mit Freude aufgefasst wird, wenn die Konzertbesucher also glücklicher aus dem Saal hinausgehen, als sie hineingegangen sind, dann würde ich von einer gelungenen Performance sprechen. Aus der Sicht eines Hochschullehrers ist die Grundlage einer guten Performance vor allem ein hohes Maß an Empathie. Im Individualunterricht bedeutet das, auf die jeweilige Persönlichkeit der Studierenden einzugehen und diese so zu spiegeln, dass sie zu ihrem eigenen Spiel finden. Gelingt dies, so ist das die beste Voraussetzung für eine gute Konzertleistung.
Alexander Raviol: Die Finanzwelt ist zwar etwas nüchterner, aber es gibt Parallelen zur Leidenschaft und Empathie in der Musik. Schon seit Gründung ist einer der Leitsätze von Lupus alpha: „Wir nehmen Performance persönlich“. Insofern ist es ein ganz zentraler Bestandteil unserer Unternehmenskultur, uns mit Leidenschaft für unsere Kunden einzusetzen, sie bestmöglich zu betreuen und ihnen zu helfen, ihre Performance-Ziele zu erreichen. Mit Performance ist dabei die Investment-Performance gemeint, also die Rendite, die wir für das Geld unserer Kunden erzielen. Das ist der Aspekt von Performance, der unsere Kunden am meisten interessiert.
leitwolf: Inwiefern gehören Vorbereitung und Disziplin zu einer guten Performance?
Alexander Raviol: Sie sind ein elementarer Bestandteil. Wir müssen uns zum Beispiel auf Turbulenzen an den Kapitalmärkten vorbereiten. Durch solche Phasen wollen wir unsere Portfolios natürlich gut und sicher manövrieren. Bei aller Disziplin spielt hier auch Emotionalität eine Rolle. Das, was in der Welt passiert, beeinflusst die Finanzmärkte, beeinflusst dann wiederum uns. Diese Vielschichtigkeit zu reflektieren und dabei richtige Entscheidungen zu treffen, ist die große Herausforderung.
Ingolf Turban: Disziplin gilt im Zusammenhang mit Kunst ja als völlig „unerotisch“. Und doch ist die Disziplin die Königsdisziplin in der Kunst, in der Musik sowieso. Es gibt wunderbar spielende Amateure, die oft nah an die Profis heranreichen – wenn es Freitagabend ist und der Vollmond am Himmel prangt. Aber Montagfrüh, im mit Styropor ausgekleideten Radiostudio, direkt vor dem Mikrofon, mit kalten Fingern – da müssen Sie die Leistung auch bringen. Das ist vielleicht der Hauptunterschied zwischen dem Amateur und dem Profi, dass er sich derart kontrollieren und disziplinieren kann, dass er eben auch unter widrigen Bedingungen eine gute Performance abliefern kann.
Ingolf Turban
leitwolf: Es gelingt ja leider nicht immer, die eigenen Ziele zu erreichen. Wie gehen Sie damit um?
Alexander Raviol: Die Investment-Performance ist nicht immer ein gerader Strich nach oben, da geht es auch mal nach unten, und das heißt dann nicht, dass man nicht diszipliniert oder nicht gut vorbereitet war. Es ist oft auch markt- oder strategieimmanent. Dennoch ist es wichtig, aus Rückschlägen zu lernen. Bei uns heißt das: mögliche Fehler im Team zu analysieren und offen zu diskutieren. Und es ist auch wichtig, mit den Kunden zu sprechen und zu erklären, was passiert ist und warum und was verbessert werden kann.
Ingolf Turban: Die Verantwortung für das, was nicht geklappt hat, sollte man auch in der Musik tabulos auf sich selbst nehmen können. Man muss lernen zu sagen: Ich war es. Nicht das kalte Übezimmer oder der blöde Dirigent oder die hustende Frau in der zweiten Reihe. Da entspricht die Selbstwahrnehmung allerdings nicht immer der Wahrnehmung des Publikums. Ich habe Konzerte gespielt, von denen wäre ich am liebsten heulend davongelaufen, und dann wurde ich hinterher in den Himmel gelobt. Und dann gab es Konzerte, mit denen ich ganz zufrieden war, aber die Presse hatte hinterher etwas zu kritisieren. Die entscheidende Frage bleibt aber, was man künftig besser machen kann. Meinen Studierenden sage ich immer: Nehmt Vitamine aus der Krise, nehmt das, was ihr noch nicht befriedigend geschafft habt, als besonderen Impuls für morgen und übermorgen. Ihr könnt nur daraus lernen.
leitwolf: Vielen Dank für das Gespräch!
25 Jahre Lupus alpha
Fotos/Illustrationen: Markus Kirchgessner