„Flexibilität und eigenverantwortliches Handeln sind uns wichtig“ – 007

Rachel-Bel Bongi ist mit ihren 27 Jahren die Jüngste bei Lupus alpha, Marvin Labod mit seinen drei Jahrzehnten gerade noch so jung, dass er am „Wölfchen“-Stammtisch teilnehmen darf. Was die junge Generation antreibt, was sie plant und wie sie die Branche sieht.

Redaktion Anna-Maria Borse

leitwolf: Die Finanzbranche hat schwierige Jahrzehnte hinter sich und ist auch von der ­aktuellen Corona-Krise in besonderer Weise getroffen. Was macht die Asset Management-Branche für junge Leute noch attraktiv?

Marvin Labod: Im Moment steht die Branche in der Tat vor großen Herausforderungen, nicht nur durch die Auswirkungen von COVID-19, sondern auch durch FinTechs, Regulatorik und das Nullzinsumfeld. Das finde ich persönlich aber sehr spannend, auch mit Blick auf neue Technologien und Big Data. Denn das heißt: Es funktioniert nicht mehr so, wie es bisher funktioniert hat. Als junger Mensch kann man da noch viel vorantreiben.

leitwolf: Vor 20 Jahren war der klassische BWL-Abschluss, idealerweise kombiniert mit einer Banklehre, die beste Eintrittskarte für die inanzbranche. Wie haben sich die Anforderungen an junge Leute im Asset Management gegenüber damals verändert?

Rachel-Bel Bongi: Der klassische BWL-Abschluss ist noch gefragt, ich habe ja auch BWL studiert. Das Spektrum ist aber breiter – geworden: Heute braucht man im Asset Management unterschiedliche Qualifikationen – von Wirtschaftswissenschaftlern über Mathematiker bis hin zu Informatikern. Gleichzeitig haben sich die Anforderungen an das Wirtschaftsstudium gewandelt, an den Universitäten wird deutlich quantitativer gearbeitet. Viele Wirtschaftswissenschaftler bringen heute IT- bzw. Programmiererfahrung mit.

„Asset Manager, die ein spezielles Know-how aufgebaut haben, wird es auch in 20 Jahren noch geben.“

Marvin Labod ist seit 2015 Portfolio-Manager Alternative Solutions. Er ist begeisterter Skifahrer und leidenschaftlicher Pizzabäcker: Zusammen mit Freunden hat er einen mobilen Holzofen gebaut und ist damit auf Firmen­feiern unterwegs.

Rachel-Bel Bongi ist seit 2018 im Vertrieb von Lupus alpha tätig. In ihrer Freizeit spielt sie Volleyball und verbringt gern Zeit mit ihrer über die ganze Welt verstreuten Großfamilie mit angolanischen Wurzeln.

leitwolf: Was ist Ihnen bei Ihrer Arbeit wichtig?

Rachel-Bel Bongi: Ich freue mich immer auf neue Herausforderungen. Außerdem sind mir Flexibilität und eigenverantwortliches Handeln wichtig. Hier bei Lupus alpha arbeiten wir nicht nach einem bestimmten Schema, vielmehr wurde mir schon oft gesagt: Überlegen Sie sich etwas! Ich kann mich also kreativ einbringen und meine Vorschläge ­finden Gehör. Ich bin außerdem immer in Kontakt mit der Führungsebene, das macht die Arbeit noch spannender. Und ich werde dabei unterstützt, wenn ich mich weiterbilden möchte.

leitwolf: Aus welchem Grund haben Sie sich gerade für Lupus alpha entschieden?

Marvin Labod: Zwischen Bachelor und Master in Mathematik habe ich verschiedene Praktika absolviert, unter anderem bei einem großen Asset Manager und bei Lupus alpha. Mir war von Anfang an wichtig, Verantwortung übernehmen zu können, auch in jungen Jahren. Das wäre bei einer großen Gesellschaft nicht möglich gewesen. Außerdem ist mir die Freiheit, eigene Gedanken einbringen zu können, wichtig.

leitwolf: Warum gehen immer noch so ­wenig Frauen ins Asset Management?

Rachel-Bel Bongi: Finanzen sind oft immer noch Männersache. Daher bin ich lange nicht auf die Idee gekommen, ins Asset Management zu gehen. Bei mir ist das Interesse erst im Studium entstanden. Dass es zu wenig Frauen im Asset Management gibt, ändert sich meines Erachtens gerade. Da Frauen immer mehr verdienen, geht es zunehmend um Fragen der Geldanlage. Damit dürfte auch das ­Interesse der Frauen an der Branche wachsen.

leitwolf: New Work, also neue, flexiblere Arbeitskonzepte ohne bzw. mit flacheren Hierarchien, ist heute ein großes Thema. Wie erleben Sie das?

Marvin Labod: Ich würde sagen, dass New Work für Lupus alpha nicht das brennende Thema ist – und auch nicht „new“. Wir haben schon immer flache Hierarchien und keine verkrusteten Strukturen, die aufgebrochen werden müssen. Flexibles Arbeiten, etwa im Homeoffice, ist jetzt schon möglich und in der derzeitigen Krise ja auch dringend erforderlich. Ein Thema, das meines Erachtens noch Potenzial hat, ist das IT-gestützte interaktive Arbeiten, wenn unterschiedliche Abteilungen zusammen an einem Projekt sitzen.

leitwolf: Die so genannten „Millennials“ legen größeren Wert auf eine ausgewogene Work-Life-Balance als die Generationen vor ihnen. Wie halten Sie es damit?

Marvin Labod: Von Gleichaltrigen höre ich in der Tat öfter, dass sie für eine gewisse Zeit nur drei oder vier Tage in der Woche arbeiten oder eine Auszeit nehmen wollen, etwa für eine Weltreise. Für mich ist das aber derzeit kein Thema: Hier bei Lupus alpha kann ich eigen­verantwortlich arbeiten und Ideen einbringen, daher fühle ich mich nicht in etwas hineingepresst. Auch die moderaten Arbeits­zeiten und die Sportangebote von ­Lupus alpha tragen zur Work-Life-Balance bei. ­Außerdem haben wir ohnehin schon alle fünf Jahre die Möglichkeit, ein zweimonatiges Sabbatical zu nehmen.

leitwolf: ESG gehört ebenfalls zu den großen Zukunftsthemen in der Branche. Was können Sie als junge Mitarbeiter für mehr Nachhaltigkeit tun?

Rachel-Bel Bongi: Ich halte Nachhaltigkeit für ein extrem wichtiges Thema. Wir Jüngeren können mit unserem Verhalten zur Entwicklung neuer Lösungen zur Eingrenzung des Klimawandels beitragen, denen sich die Älteren anpassen müssen. Zum Beispiel sehen junge Menschen das Auto nicht mehr als Statussymbol, sondern als Fortbewegungsmittel. Wir nutzen lieber Car Sharing-Angebote oder fahren mit dem Rad. Zudem ist es selbstverständlicher für uns, Screen Sharing oder Videokonferenzen zu nutzen, um damit eine unnötige Reise mit dem Auto oder Flieger zu vermeiden.

leitwolf: Wie verändern KI und Digitalisierung die Asset Management-Branche?

Marvin Labod: Im Finanzbereich wird viel mit KI geworben, meist handelt es sich aber nur um den Einsatz von Algorithmen. Wir sind meiner Ansicht nach noch weit davon entfernt, dass Geld vollautomatisiert nur von Computern gemanagt wird. Das Thema, wie man aus großen Datenmengen Mehrwert generieren kann, wird aber immer wichtiger. Unabhängig davon wird es Asset Manager, die ein spezielles Know-how aufgebaut haben, auch in 20 Jahren noch geben. Die Frage, wie man Geld werterhaltend bzw. gewinnbringend anlegen kann, bleibt zentral.

leitwolf: Wo sehen Sie sich persönlich in 20 Jahren?

Rachel-Bel Bongi: Ich habe International Management studiert, eine Affinität fürs Ausland und spreche fünf Sprachen. Ich ­würde daher gern Lupus alpha im Ausland voranbringen – zum Beispiel als Leiterin der Vertriebssparte Ausland.

Marvin Labod: Ich würde gern ins Management einer Asset Management-Boutique aufsteigen, gern auch bei Lupus alpha.

leitwolf: Frau Bongi, Herr Labod, wir danken Ihnen für das Gespräch.

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