Was macht einen Portfolio-Manager erfolgreich?

Marcus Ratz und Manuel Zell im Gespräch über das, was einen guten Portfolio-Manager ausmacht – zwei Generationen, zwei Perspektiven von Experten aus dem Hause Lupus alpha.

Mit Marcus Ratz und Manuel Zell sprach Markus Gutberlet

leitwolf: Herr Ratz, Herr Zell, was muss ein guter Portfolio-Manager mitbringen? Welche Ausbildung, welche Einstellung?

Marcus Ratz: Unerlässlich sind belastbare Grundkenntnisse der Betriebswirtschaft und Volkswirtschaft. Für einen Portfolio-Manager ist allerdings wichtig, dass er diese selbstständig analytisch einsetzen kann. Es geht nicht um totes Wissen. Es geht immer um die Anwendung – und das mit enormer Fokussierung. Ein gutes Verständnis von Psychologie kann auch hilfreich sein. Als Team führen wir über 1.000 Gespräche mit dem Management von Unternehmen pro Jahr. Wer dabei mehr herausbekommen will, braucht auch ein Gespür für die zwischenmenschlichen Töne.

Manuel Zell: Entscheidend ist für mich, dass man im Studium methodisch zu arbeiten gelernt hat und Makroökonomie wie auch den Kapitalmarkt in ihrer Funktionsweise begreift. Schon bei meinen ersten Praktika im Portfolio-Management habe ich allerdings gemerkt: Das ist nur der Startpunkt, von dem aus man sich weiterentwickelt. Man muss bereit sein, sich in immer neue Themen, in Fachgebiete und Tätigkeitsbereiche von Unternehmen einzu­arbeiten.

Marcus Ratz: Und das bleibt. Auch nach vielen Jahren als Portfolio-Manager. Wer seine Neugier verliert, verliert die Fähigkeit Alpha zu generieren. Small & Mid Caps sind in so vielen verschiedenen Branchen zu Hause, da müssen wir uns als Generalisten von einem zum nächsten Meeting auf komplett neue Aspekte und Fragestellungen einlassen.

leitwolf: War Portfolio-Manager schon immer Ihr Traumberuf?

Manuel Zell: Das kann man so nicht sagen. Ich habe Mathematische Finanzökonomie in Konstanz studiert. Erst während des Studiums ist dann so langsam mein Interesse an Aktien und dem Kapitalmarkt allgemein erwacht. Bei einem Praktikum im Wandelanleihen-Team von Marc-Alexander Knieß und Stefan Schauer habe ich dann hautnah miterlebt, was ein Ereignis wie das Brexit-Referendum alles an Folgeüberlegungen auslöst. Das hat mich gepackt – und nicht wieder losgelassen. Ich freue mich, heute Teil dieses Teams zu sein.

Marcus Ratz (46), Partner, Portfolio Management Small & Mid Caps Europa, seit 2001 bei Lupus alpha.

Marcus Ratz: Mich haben irgendwann während meines BWL-Studiums die Entwicklungen am damaligen Neuen Markt zu faszinieren begonnen. Praktische Aktien­erfahrungen bei der Deutschen Bank und Commerzbank folgten – damals noch auf der Sales-Seite. Ich glaube, dass es letztlich die Vielseitigkeit der Anforderungen an den Portfolio-Manager ist, die ihn zu meinem Traumberuf macht. Wir müssen ein breites Spektrum abdecken – von den Gesprächen mit Unternehmensvertretern über analytische Aufgabenstellungen und den Portfolio-Aufbau bis hin zu Gesprächen mit Investoren.

leitwolf: Was ist der Alltag eines Portfolio-Managers? Was macht ihn spannend und auf was könnten Sie verzichten?

Marcus Ratz: Eigentlich beginnt jeder Tag mit der Frage: Was ist über Nacht passiert? 75 % unserer aktuellen Informationen kommen vor Börsenstart. Und diese haben sehr oft Einfluss darauf, womit wir uns im Tagesablauf eingehender zu beschäftigen haben. Das macht jeden Tag anders. Die Unternehmen, in die wir investieren, vor Ort kennenzulernen, ist für mich auch ein äußerst interessanter Aspekt meiner Arbeit. Verzichten würde ich natürlich gern auf manch schlechte Nachricht, aber die gehört einfach dazu.

„Wer seine Neugier verliert, verliert die Fähigkeit Alpha zu generieren.“

Manuel Zell: Mit unseren Strategien investieren wir global. Für mich ist es spannend zu sehen, wie in anderen Weltregionen gedacht und gewirtschaftet wird. Es gibt darüber hinaus Phasen, die ich besonders mag. Etwa die Earning Season – wenn wir erfahren, wie weit unsere aktiven Anlageentscheidungen aufgegangen sind. Oder auch die Neuemissionen, bei denen wir uns sehr schnell einarbeiten müssen. Reportings und die Berücksichtigung regulatorischer Vorgaben sind wichtig und notwendig, machen die Arbeit aber für mich nicht spannender. Gut, dass wir im Portfolio-Management auf diesem Gebiet bei Lupus alpha soweit wie möglich unterstützt und entlastet werden.

leitwolf: Durch intensives Research mehr zu wissen ist der Kern jeder Alpha-Generierung. Was genau bringt Ihnen die Analyse der einzelnen Unternehmen?

Marcus Ratz: Eine einzelne Analyse oder ein einzelnes Gespräch mit dem Unternehmen gibt nicht das komplette Bild wieder. Erst die Vielzahl an Meetings mit allen Beteiligten in der Wertschöpfungskette vervollständigt das Bild wie einzelne Teile ein Puzzle. Dabei gilt es immer, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen. Je länger man dabei ein Unternehmen kennt und begleitet, desto besser kann man einschätzen, wie verlässlich die Aussagen des Managements sind.

Manuel Zell: Wir profitieren als Wandelanleihen-Team enorm von dem Wissen aus den persönlichen Kontakten mit Wachstumsunternehmen, die wir oft gemeinsam mit den Kollegen aus dem Small & Mid Cap-Bereich pflegen. Durch diese genaue Kenntnis der Player hier in Europa ergeben sich auch aussagekräftige Ableitungen für Wettbewerber in aller Welt.

Marcus Ratz: Umgekehrt können wir auf der Aktienseite auch von der Expertise von Herrn Zell und den Kollegen im Team profitieren. Stichwort zum Beispiel: Credit Spreads, die als Frühindikatoren für Risikoaversion in den Märkten fungieren.

Manuel Zell (27), Portfolio Management Global Convertible Bonds, seit 2017 bei Lupus alpha.

leitwolf: Von welchen persönlichen Eigenschaften profitieren Sie als Portfolio-Manager? Und was macht die Besonderheit Ihrer Arbeit bei Lupus alpha aus?

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Marcus Ratz: Die Fähigkeit, mit Ungewissheit umzugehen, gehört sicher zu meinen Stärken. Wir treffen immer Entscheidungen, die sich erst in Zukunft als richtig oder falsch erweisen. Da kann man nicht immer alles vorweg besser wissen. Man muss aber die Bereitschaft haben, sich selbst und die eigenen Entscheidungen kontinuierlich kritisch zu hinterfragen. Ich bin jetzt schon so lange bei Lupus alpha, weil mir die Unabhängigkeit und die Kultur von Lupus alpha die notwendige Freiheit lassen, als aktiver Manager Entscheidungen zu treffen – und zwar aus tiefster Überzeugung und ohne dabei aus dem eigenen Haus unter Druck gesetzt zu werden.

Manuel Zell: Ich kann sehr präzise arbeiten. Gerade wenn es bei uns um die Prospektklauseln von Wandelanleihen geht. Ich habe sicher auch ein schnelles Auffassungsvermögen und Freude an immer neuen Herausforderungen. Bei Lupus alpha fühle ich mich einfach am richtigen Ort: Auch wenn ich erst seit 2017 dabei bin, bekomme ich viel Vertrauen entgegengebracht, kann eigenverantwortlich handeln. Und ich kann mich einbringen, kann Verbesserungen anregen. Lupus alpha fühlt sich mit seinen 18 Jahren da immer noch ein bisschen wie ein Start-up an.

„Wir müssen auch sehr präzise sein. Gerade wenn es bei uns um die Prospektklauseln von Wandelanleihen geht.“

Marcus Ratz: Stimmt. Dieser besondere Spirit begeistert mich noch heute immer wieder. Und – ich muss es am Schluss doch einmal sagen: Er lebt auch davon, dass wir immer junge Kollegen haben, die sich nicht nur selbst weiterentwickeln, sondern hier immer wieder neue Ideen einbringen, die auch offen aufgenommen werden. So ist Lupus alpha jetzt zwar „volljährig“, aber immer bereit sich weiterzuentwickeln.

leitwolf: Herr Ratz, Herr Zell, wir danken Ihnen für das Gespräch.

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