Wandelanleihen: Brücke zwischen Aktien- und Bondmarkt

Unbegrenzte Chancen nach oben, begrenzte Risiken nach unten – genau das bieten Wandelanleihen. Gerade in Zeiten steigender Zinsen und zunehmender Schwankungen können sie ihre Vorteile gegenüber herkömmlichen Anleihen ausspielen.

Von Anna-Maria Borse. Illustration von Oliver Melzer

Seit Sommer 2016 sind die Zinsen in den USA kräftig gestiegen, weitere Zinserhöhungen durch die US-Notenbank sind sehr wahrscheinlich. Auch Europa hat die Tiefs hinter sich gelassen – zumindest am langen Ende der Zinskurve. Für Anleiheninvestoren sind das schlechte Nachrichten, die Kurse fallen (s. Grafik 1). Bei Aktien sehen viele Experten zwar noch Potenzial, doch die Märkte sind schon weit gelaufen und die Bewertungsniveaus relativ hoch. Schlägt damit die Stunde der Wandelanleihen? „Historisch gesehen haben sich Wandelanleihen in Perioden steigender Zinsen sehr positiv entwickelt“, erklärt Marc-Alexander Knieß, bei Lupus alpha als Senior Portfolio Manager für Wandelanleihen verantwortlich.

Wandelanleihen bieten – wie Aktien – viel Potenzial nach oben, sind aber gleichzeitig – wie Anleihen – nach unten abgesichert. Langfristig sind zudem die Renditen interessant: Schon in den Neunzigerjahren wurde der Vorsprung bei der risikobereinigten Rendite in einer viel beachteten Langzeitstudie des unabhängigen Analyseunternehmens Ibbotson Associates nachgewiesen. Demnach erzielten Wandelanleihen auf dem US-amerikanischen Markt von 1973 bis 1998 annähernd so hohe Renditen wie Aktien, während die Volatilität deutlich geringer war1. Auch aktuellere Untersuchungen belegen den Vorteil gegenüber Aktien (s. Grafik 2).

Zinswende erfolgt – Wandelanleihen
wieder im Fokus

Nach der Finanzkrise waren Wandelanleihen zunächst klare Profiteure der Erholung an den Aktienmärkten und der freundlichen Rentenmärkte mit sich einengenden Risikoaufschlägen. In den letzten zwei Jahren allerdings standen Wandelanleihen ein wenig im Schatten aufgrund des beständigen Aktienmarktanstiegs und der fortgesetzten Nullzinsphase. In der Folge gab es für Unternehmen keinen Mangel an alternativen, günstigen Finanzierungsmöglichkeiten, für Investoren waren die gegenüber herkömmlichen Anleihen noch niedrigeren Zinsen von Wandelanleihen wenig verlockend.

Mit den nun anziehenden Zinsen könnten Wandelanleihen jetzt aber ein Comeback feiern (s. Grafik 3). Sie sind nämlich eine Anleiheform, mit der ein Zinsanstieg kompensiert oder sogar überkompensiert werden kann. Zudem profitieren Wandelanleihen durch die eingebettete Optionskomponente von einer steigenden Volatilität am Aktienmarkt – und angesichts der Wahlen in Europa, der Brexit-Verhandlungen und der Unsicherheiten um die US-Politik unter Donald Trump könnte es in den kommenden Monaten durchaus wieder turbulenter werden.

Vehikel zur Wachstumsfinanzierung

Neu sind Wandelanleihen nicht, schon vor mehr als 150 Jahren wurden die ersten „Wandler“ von einer US-Eisenbahngesellschaft emittiert. Die Nachfrage nach Kapital für den Eisenbahnbau war damals hoch, an Sicherheiten fehlte es. Unternehmen gingen daher dazu über, ihre Anleihen mit einem Extra auszustatten: der Chance auf Teilhabe am Unternehmenserfolg. Lange Zeit blieben Wandelanleihen ein beliebtes Finanzierungsinstrument kleinerer und mittelgroßer Aktiengesellschaften in Wachstumsmärkten und -branchen. In den 1980er-Jahren begannen aber auch große, etablierte Unternehmen wie IBM, Wandelanleihen zu begeben, gelockt von günstigeren Zinsen.

Besonders zwischen 1990 und 2007 wuchs der globale Markt für Wandelanleihen kräftig. Während der Finanzkrise wurde aber auch dieses Segment heftig durchgeschüttelt, Kurse und Emissionsvolumina gingen deutlich zurück. „Verantwortlich für den Kurseinbruch waren Arbitrage-Hedgefonds, die mehrfach mit Fremdkapital gehebelte Strategien umsetzten und bis dahin für rund 70 % des Marktgeschehens standen“, erklärt Stefan Schauer, ebenfalls Senior Portfolio Manager im Convertible Bonds-Team von Lupus alpha. Die Hedgefonds setzten auf „Convertible Arbitrage“, also auf das theoretisch risikolose Ausnutzen von vermuteten Unterbewertungen im Nischenmarkt für Wandelanleihen. „Als die Hedgefonds 2008 wegen ihres Fremdkapitalhebels und starker Mittelabflüsse gezwungen waren, Wandelanleihen zu verkaufen, gingen die Kurse zwangsläufig in den Keller“, so Schauer.

Emissionsvolumen hängt an Zinsen

Seit 2012 ist wieder ein deutliches Wachstum zu beobachten: Die Zahl der Emissionen stieg und hält sich seit einigen Jahren mehr oder weniger konstant auf hohem Niveau (s. Grafik 4). Wegen der Zinsentwicklung geht Knieß auch für die Zukunft von steigenden Volumina aus. Generell sei die Emissionstätigkeit stark korreliert mit dem Zinsniveau. „In den ersten beiden Monaten des Jahres 2017 wurden bereits Wandelanleihen im Wert von 12 Mrd. US-Dollar emittiert – mehr als doppelt so viele wie im selben Zeitraum des Vorjahres.“

Aktuell schätzt Knieß den globalen Wandelanleihenmarkt auf 400 bis 450 Mrd. US-Dollar. Vom globalen Volumen entfallen über 60 % auf Convertibles aus den USA und etwas mehr als ein Viertel auf europäische Papiere, der Rest kommt aus Asien. In Europa sind vor allem Unternehmen aus Frankreich, Deutschland und Italien aktiv. Prominente Emittenten sind adidas, Bayer, Deutsche Wohnen, QUIAGEN, Total, Intel, Twitter und Tesla.

Gemessen am  globalen Gesamtmarkt für Unternehmensanleihen und Schuldverschreibungen machen Wandelanleihen nur einen kleinen Teil aus, Schätzungen zufolge sind es etwa 2 %. Über die Hälfte der ausstehenden Wandelanleihen haben im Übrigen kein Rating von einer der großen Ratingagenturen.

Aktien-Exposure mit Sicherheitsnetz

Wandelanleihen sind eine Kombination aus Unternehmensanleihe und Call-Option. Während einer bestimmten Frist können sie zu einem festgelegten Kurs, dem „Wandlungsverhältnis“ bzw. der „Conversion Rate“, gegen Stammaktien des emittierenden Unternehmens getauscht werden. Werden die Titel nicht „gewandelt“, werden sie am Ende der Laufzeit zurückgezahlt. Aufgrund des Wandelrechts haben sie eine etwas niedrigere Verzinsung als vergleichbare herkömmliche Unternehmensanleihen.

Der besondere Charme: Steigt der Aktienkurs, steigt der Wert des Calls und damit der der Wandelanleihe – und zwar unbegrenzt. Fällt der Aktienkurs aber unter den Konversionspreis, kommt der sogenannte Bond Floor zum Tragen. Das heißt: In diesem Fall hält der Investor noch eine Unternehmensanleihe mit einem Kuponeinkommen und Rückzahlungsanspruch am Ende der Laufzeit. Der Bond Floor limitiert also die Abwärtsbewegung. Ein solches Auszahlungsprofil mit höheren Chancen nach oben als Risiken nach unten nennt man konvex, was durch eine nach außen gekrümmte Linie zu erkennen ist (s. Grafik 5).

Konvexität als Pluspunkt

Mit dem Wert „Delta“ wird gemessen, wie stark eine Wandelanleihe auf Änderungen des Aktienkurses reagiert. Je niedriger die Kennzahl, desto anleiheähnlicher die Wandelanleihe, je höher das Delta, desto aktienähnlicher. Je höher der Aktienkurs also über den Wandlungspreis hinaus steigt, desto mehr nähert sich das Delta 1 bzw. 100 % an. Je tiefer der Aktienkurs unter den Wandlungskurs fällt, desto mehr nähert sich das Delta 0. Die Konvexität einer Wandelanleihe ist in der Regel bei einem Delta zwischen 0,4 und 0,6 am höchsten.

Als Faustregel gilt: Ein Portfolio aus Wandelanleihen macht zwei Drittel der Aufwärtsbewegung am Aktienmarkt mit, aber nur ein Drittel der Abwärtsbewegung. Dieses asymmetrische Verhalten mit Zwei-Drittel-Chance und Ein-Drittel-Risiko zeigen Wandelanleihen aber nur, wenn der Kurs in der oben genannten Delta-Bandbreite bleibt. Liegt der Aktienkurs über dem Wandlungspreis, ist die Wandelanleihe im Geld („in the money“), was in Grafik 5 im rechten Bereich dargestellt ist. Dort gleicht die Wandelanleihe einer Aktie. Ist der Aktienkurs niedriger als der Wandlungspreis, befindet sich die Wandelanleihe „out of the money“ und verhält sich wie eine Anleihe, was in Grafik 5 im linken Bereich zu sehen ist. Im Bereich dazwischen („balanced“) liegt die Wandelanleihe am Geld („at the money“). Aus Anlegersicht ist aufgrund des Konvexitätseffektes der „balanced“-Bereich besonders attraktiv.

Diversifikation für Anleiheinvestoren

Für Investoren erwachsen aus dieser Konstruktion eine Menge Vorteile: Wichtigster Pluspunkt ist die Chance auf ein aktienähnliches Einkommen mit Absicherung nach unten. Bis zum Umtausch fließen dem Halter Zinseinkommen, danach Dividenden zu. Die durchschnittliche erwartete Volatilität entspricht wegen des hybriden Charakters nur etwa der Hälfte der Volatilität des Aktienmarkts. Auch die erwartbaren Drawdowns liegen um weniger als die Hälfte unter denen am Aktienmarkt. „Des Weiteren haben Wandelanleihen eingebettete Aktienkaufoptionen mit langer Laufzeit, in der Regel 5 Jahre, die so am Markt nicht erhältlich sind“, erläutert Stefan Schauer.

Die Folge: Wandelanleihen schaffen Diversifikationsmöglichkeiten für Investoren, die aus Risikogründen nicht auf Aktien setzen wollen oder können. Mit Wandelanleihen erhalten Investoren zudem Zugang zu Unternehmen, die keine klassischen Unternehmensanleihen begeben, häufig Adressen aus dem Small & Mid Cap-Bereich mit hohem Wachstumspotenzial. Und: Die Wandlungsmöglichkeit macht Wandelanleihen in Abgrenzung zur Anleihe auch als Inflationsschutz interessant, da der Wandel in reale Werte möglich ist.

Niedrigere Eigenkapitalunterlegung

Nicht zuletzt weisen Wandelanleihen in Sachen regulatorischer Behandlung Vorzüge auf: Nach den Anfang 2016 in Kraft getretenen Solvency-II-Regeln für europäische Versicherungsunternehmen sind die Anforderungen an die Eigenkapitalunterlegung gegenüber direkten Aktieninvestments wegen der anleiheähnlichen Volatilität und des Bond Floors geringer. Insbesondere im Vergleich zu Aktien sind die Solvenzkapitalanforderungen (Solvency Capital Requirements, SCR), eine wichtige aufsichtsrechtliche Sollgröße, bei Wandelanleihen deutlich niedriger. Beispielsweise erfordern Aktien aus OECD-Ländern in der Regel eine Kapitalabdeckung von 39 %, Aktien aus Nicht-OECD-Ländern sogar von 49 %. Dagegen ist für ein vergleichbares Investment Grade-Wandelanleihenportfolio nur ungefähr die Hälfte der Eigenkapitalunterlegung nötig – bei gleichzeitig ähnlichen Ertragsaussichten.

Günstige Refinanzierungskosten

Auch für Emittenten bieten Wandelanleihen Vorzüge. Der Vorteil liegt zum einen in der im Vergleich zu Straight Bonds günstigeren Refinanzierungsmöglichkeit. Unternehmen können mit Wandelanleihen zudem auch bei niedrigen Aktienkursen Eigenkapital aufnehmen: Anders als bei einer „normalen“ Kapitalerhöhung, bei der neue Aktien in der Regel zu einem Abschlag zum aktuellen Kurs herausgegeben werden, liegt der Wandlungspreis für neue Aktien bei Convertibles oberhalb des aktuellen Kurses. Des Weiteren ist in der Regel – wegen der Wandelbarkeit – eine gute Unterbringung der Anleihe wahrscheinlich, neue Adressatenkreise können erschlossen werden. Zudem wird im Falle einer Wandlung Fremd- zu Eigenkapital, das nicht zurückgezahlt werden muss. Die Finanzstruktur des Unternehmens wird gestärkt und die Aktionärsbasis verbreitert.

Nachteilig ist hingegen, dass erst einmal ungewiss bleibt, ob es letztlich zu einer Kapitalerhöhung kommen wird. Eventuell müssen Aktien zudem unter dem aktuellen Marktwert abgegeben werden. Auch ist für die Begebung einer Wandelanleihe die Genehmigung seitens der Hauptversammlung nötig.

Einige Sonderformen

Neben klassischen Wandelanleihen gibt es eine Reihe von Sonderformen: Ist der Emittent einer Wandelanleihe nicht mit der Aktiengesellschaft identisch, deren Aktien als Basiswert für die Wandelanleihe dienen, so spricht man von einer Umtauschanleihe. Ein Beispiel ist die 2015 begebene Umtauschanleihe von Haniel, der Duisburger Investment-Holding, die aktuell noch knapp ein Viertel am Handelsunternehmen METRO hält. Die Umtauschanleihe im Volumen von 500 Mio. Euro wurde von Haniel emittiert, umgetauscht wird aber in METRO-Aktien. Auch bei Umtauschanleihen ist das Auszahlungsprofil konvex.

Bei den anderen Sonderformen ist das nicht der Fall, da entscheidet nämlich der Emittent über die Wandlung. So erfolgt bei Pflichtwandelanleihen („Mandatories“) die Rückzahlung spätestens am Ende der Laufzeit zwingend in Aktien. Ein aktuelles Beispiel: Der Bayer-Konzern begab im November eine 4 Mrd. Euro schwere Pflichtwandelanleihe mit einem Kupon von 5,625 % und einer Laufzeit bis November 2019 zur Teilfinanzierung der Übernahme des US-Konzerns Monsanto.

Eine weitere Unterform sind Contingent Convertible Bonds, kurz CoCo-Bonds. Dabei handelt es sich um Schuldverschreibungen, die bei Eintreten von vorher definierten, häufig an die Veränderung von Bilanzkennzahlen des Unternehmens geknüpften Wandlungskriterien automatisch von Fremd- in Eigenkapital gewandelt werden. „CoCo-Bonds verfügen aus Investorensicht über kein konvexes Auszahlungsprofil und richten sich eher an spezialisierte High Yield-Investoren“, erläutert Knieß. Bei einer umgekehrten Wandelanleihe („Reverse Convertible“), auch Aktienanleihe genannt, liegt die Entscheidung über die Wandlung nicht beim Halter, sondern beim Emittenten. Hier ist der Kupon in der Regel ebenfalls deutlich höher als bei einer herkömmlichen Anleihe. Seit einigen Jahren stark im Kommen sind nicht verwässernde Wandelanleihen. Hier eliminiert der Emittent das künftige Risiko der Verwässerung seines Kapitals durch den gleichzeitigen Erwerb von Kaufoptionen, deren Ausübungspreis dem Wandelpreis entspricht.

Schutzklauseln mit Potenzial

Wandelanleihen können zudem mit speziellen Strukturmerkmalen zum Schutz der Investoren ausgestattet werden: Zum einen gibt es Dividendenschutzklauseln, die bei besonders hohen Ausschüttungen der emittierenden Unternehmen eine Anpassung der Wandlungsbedingungen zur Folge haben. Der Hintergrund: Dividenden fließen Aktionären zu, aber nicht Haltern von Wandelanleihen. Höhere Dividenden machen Wandler im Vergleich zur direkten Aktienanlage damit aber relativ unattraktiver; daher gibt es Dividendenschutzklauseln. Die häufigste Form ist, dass Dividendenausschüttungen, die das Dividendenniveau („Threshold“) zum Zeitpunkt der Emission übersteigen, durch eine Anpassung des Umtauschverhältnisses abgegolten werden.

Zum anderen gibt es besondere Schutzklauseln für Fusionen und Übernahmen des emittierenden Unternehmens, die sogenannten Ratchet-Klauseln. Wird die Übernahme eines Unternehmens angekündigt, wird durch die Klauseln ein Kompensationsmechanismus ausgelöst, meist über die Änderung des Umwandlungsverhältnisses. „Die Klauseln bilden eine zusätzliche Optionalität für die Inhaber von Wandelanleihen“, erläutert Marc-Alexander Knieß. „Das ist kein Spezialfall, sondern kommt häufig vor.“ Als Beispiel für einen Titel, bei dem die Wandelanleiheninhaber sogar stärker von der Übernahme profitieren konnten als die Aktionäre, nennt er Wandelanleihen der Immobiliengesellschaft LEG, die im Herbst 2015 vom größeren Rivalen Deutsche Wohnen übernommen werden sollte.

Viele Einflussfaktoren auf Kursbildung

Doch wie wirkt sich der Aktienkurs auf den Kurs der Wandelanleihe aus? Zum einen profitiert die Wandelanleihe vom Kursanstieg der Aktie. Das hat im Übrigen zur Folge, dass eine Wandlung in der Regel nicht nötig ist. „Wir beabsichtigen grundsätzlich keine Wandlung“, erklärt Schauer. Der Kurs einer Wandelanleihe wird aber auch durch andere Faktoren beeinflusst, etwa durch die Bonität des Emittenten, durch Laufzeit, Volatilität der Aktie, das allgemeine Zinsniveau und die Zinsstruktur, durch Erwartungen der Marktteilnehmer, Liquidität und die konkrete Ausgestaltung der Wandelanleihe.

Jedes Mal ein bisschen anders

Ein Direktinvestment in Wandelanleihen bietet sich vor allem aus Komplexitätsgründen nicht unbedingt an: So sind die Anleihebedingungen häufig extrem umfangreich und unterscheiden sich stark von Bond zu Bond – für Investoren ein schwieriges Dickicht an Informationen.

Passive Vehikel, sogenannte ETFs, die Wandelanleihen abbilden, gibt es aufgrund dieser Besonderheiten nur wenige. Beispiele am deutschen Markt sind der im Oktober 2014 aufgelegte SPDR Thomson Reuters Global Convertible Bond UCITS ETF und der UC Thomson Reuters Balanced European Convertible Bond UCITS ETF mit Anteilserstausgabe im Mai 2015. Die ETF-typischen deutlichen Kostenvorteile gegenüber aktiv gemanagten Fonds bieten sie allerdings nicht, da ihre laufenden Kosten durchaus bei über 50 Basispunkten p. a. liegen. Das hängt auch mit den relativ kurzen Laufzeiten der meisten Titel, den damit verbundenen häufigen Veränderungen der Indextitel und dem OTC-Markt zusammen, an dem der Handel mit Wandelanleihen stattfindet. Des Weiteren ist der Tracking Error häufig recht hoch, auch die geringere Liquidität der Convertibles erschwert eine genaue Abbildung.

Chance auf Alpha-Generierung

Außerdem: Da es sich bei den Wandelanleihen um einen Nischenmarkt handelt, bietet sich hier besonderes Potenzial für eine marktüberdurchschnittliche Entwicklung (s. Grafik 6). Viele Emittenten sind so klein, dass sie von den Research-Abteilungen der Banken, die die großen Aktienindizes im Blick haben, kaum abgedeckt werden. Oft haben Wandelanleihen bzw. ihre Emittenten auch kein Rating, die Kreditanalyse ist besonders aufwendig. Das alles eröffnet Chancen für aktive Fondsmanager, die genau das können: eine detaillierte Bottom up-Analyse insbesondere von kleineren und mittleren Adressen. Auch um Strukturmerkmale wie Dividendenschutz- und Übernahmeklauseln ausnutzen zu können, muss eine detaillierte Analyse der Prospekte erfolgen.

Aktiv gemanagte Fonds können darüber hinaus nicht nur durch die spezifische Titelauswahl punkten, sondern auch durch die Portfolio-Zusammensetzung. Zur Diversifikation tragen zum Beispiel unterschiedliche Bonitäten der Emittenten und eine breite regionale und sektorale Aufstellung bei. Mit der Auswahl solider Emittenten kann für stabile Bond Floors gesorgt werden – also ein festes Sicherheitsnetz nach unten. Zudem ist eine Fokussierung auf den interessanten Konvexitätsbereich möglich, denn mit einem geschickten Konvexitätsmanagement auf Einzeltitel- und auf Portfolio-Ebene können zusätzliche Erträge erzielt werden.

Auch können Prämien durch interessante Neuemissionen erzielt werden, was im Fall des passiven Ansatzes nicht möglich ist, da neue Papiere nicht sofort in einen Index aufgenommen werden. Nicht zuletzt können Preisverzerrungen durch die niedrigere Liquidität oder regionale und sektorale Bewertungsschwankungen ausgenutzt werden.

„Historisch gesehen haben sich Wandelanleihen in Perioden steigender Zinsen sehr positiv
entwickelt.“

Ganz ohne Risiken ist die Asset-Klasse aber nicht: Bei Rückschlägen am Aktienmarkt sinken auch die Kurse von Wandelanleihen, allerdings maximal bis zum Bond Floor. Wie bei allen Anleihen können auch die Emittenten von Wandelanleihen ausfallen, was zwar sehr selten vorkommt, die Bedeutung einer laufenden Kreditanalyse aber noch einmal unterstreicht. Liquiditätsengpässe am Markt für Wandelanleihen wie während der Finanzkrise befürchten Knieß und Schauer im Übrigen nicht. „Die Marktstruktur ist heute eine völlig andere.“ Mittlerweile machen Arbitrage-Hedgefonds nur noch ca. 20 % bis 25 % vom Markt aus, es dominieren sogenannte Long Only-Investoren.

1Ibbotson Associates, Convertible Bonds as an Asset Class: 1957–1992, September 1993.

Kompetenz für Wandelanleihen

Seit Anfang 2017 bietet Lupus alpha seinen Kunden eine aktiv gemanagte Wandelanleihenstrategie an. Verantwortet wird diese von Marc-Alexander Knieß und Stefan Schauer, die zuvor langjährig bei der Deutschen Asset Management Wandelanleihenstrategien betreut haben.

Im Rahmen ihrer globalen Ausrichtung für die Strategie Lupus alpha Global Convertible Bonds legen die Portfolio-Manager einen besonderen Fokus auf Papiere wachstumsstarker Emittenten aus dem Small & Mid Cap-Bereich. Dabei profitiert das Team in hohem Maße von der langjährigen Expertise von Lupus alpha in diesem Bereich, indem es:

  • Synergien aus der umfassenden fundamentalen Unternehmensanalyse europäischer Small & Mid Caps nutzt,
  • auf dieser Basis Ansatzpunkte zur Bewertung von Unternehmen und damit von attraktiven globalen Emittenten generiert,
  • auf seinem langjährigen, erfolgreichen Track Record aufbaut,
  • sich ganz auf das aktive Management von Wandelanleihen konzentriert und so konsequent an einer Outperformance auch gegenüber vergleichbaren Produkten arbeitet.

Drei Fragen zu Wandelanleihen

Für wen eignen sich aus Ihrer Sicht Wandelanleihen besonders? Wandelanleihen eignen sich vor allem für Investoren, die aufgrund der schwierigen Situation am klassischen Bond-Markt nach Alternativen suchen. Besonders wenn sie wegen begrenzter Risikobudgets nicht direkt am Aktienmarkt investieren wollen oder können. Wir denken da zum Beispiel an Versicherungen und Pensionskassen, aber auch an Multi-Asset-Investoren, Dachfonds und Family Offices.

Was sind die entscheidenden Vorzüge dieser Anlageklasse? Die liegen in der einzigartigen Kombination aus Aktien- und Renten-Exposure. Wandelanleihen profitieren von der Aufwärtsbewegung am Aktienmarkt, ohne den vollen Verlustrisiken ausgesetzt zu sein. Durch eine Beimischung zu einem Portfolio aus klassischen Anleihen ergeben sich darüber hinaus Diversifikationsvorteile, denn Wandelanleihen bieten Zugang zu wachstumsstarken Unternehmen, die oft gar nicht als Anleiheemittenten aktiv sind. Außerdem bieten sie eine Vielzahl alternativer Renditequellen: Neben Aktienrisikoprämien und Credit Spreads sind das vor allem Chancen aus Neuemissionen, strukturellen Merkmalen der Anleihen und temporären Marktineffizienzen.

Die wachsende Regulierungsdichte stellt Investoren zunehmend vor schwierige Aufgaben. Welche Rolle spielen hier Wandelanleihen? Gerade für Versicherungen mit ihren stark regulierten Portfolios sind Wandelanleihen extrem interessant. Sie werden nach den Solvency-II-Regeln besser behandelt als Aktien, die erforderliche Eigenkapitalunterlegung ist deutlich geringer. Das liegt am hybriden Charakter der Wandelanleihen, dem Bond Floor nach unten und ihrer anleiheähnlichen Volatilität sowie entsprechenden Vorteilen im Solvency-Stresstest.

MARC-ALEXANDER KNIESS (LINKS),
SENIOR PORTFOLIO MANAGER GLOBAL CONVERTIBLE BONDS,
STEFAN SCHAUER (RECHTS),
SENIOR PORTFOLIO MANAGER GLOBAL CONVERTIBLE BONDS

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